Dr. Kurt Schumacher
Zum Andenken an Dr. Kurt Schumacher (1895-1952)
Vor genau 70 Jahren am 20. August 1952 starb der Vorsitzende der SPD Dr. Kurt Schumacher. Schwer gezeichnet von einer zehnjährigen Haft in mehreren Konzentrationslagern wurde er im Herbst 1944 entlassen und zog zu seiner Schwester nach Hannover. Hier knüpfte er nach kurzer Zeit Kontakte zu Genossen, um nach dem erwartbaren Ende des Krieges die SPD wieder aufzubauen.
Bereits kurz nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen am 10. April 1945 in Hannover und noch vor dem offiziellen Kriegsende in Deutschland hielt er am 6. Mai vor SPD-Mitgliedern eine programmatische Rede. Er stellte fest, dass „die Sozialdemokratie die einzige Partei in Deutschland gewesen ist, die an der durch den Ablauf der Ereignisse als richtig erwiesenen Linie von Demokratie und Frieden unverrückbar festgehalten hat.“ Er rief dazu auf: „Aber verzweifeln dürfen wir nicht und verzweifeln wollen wir nicht. Wir setzen alle Kräfte ein für ein neues Leben mit einem neuen Inhalt.“
Schumacher bezog eine Wohnung in der Jacobstr. 10 in Linden-Mitte,
die gleichzeitig das erste SPD-Büro in Deutschland war, inoffiziell
schon bevor sich Parteien in der britischen Besatzungszone neu gründen
durften. Vom „Büro Dr. Kurt Schumacher“ aus organisierte Schumacher die
Neugründung der SPD. Die Öffnung der Arbeiterpartei auch für andere Wähler-schichten wurde bereits in der Weimarer Republik diskutiert. Schumacher formulierte es prägnant: „Es ist gleichgültig, ob jemand durch die Methoden marxistischer Wissenschaftsanalyse, ob er aus philosophischen oder ethischen Gründen oder ob er aus dem Geist der
Bergpredigt Sozialdemokrat geworden ist.“ Durch das Godesberger Programm1959 wurde diese Öffnung beschlossen und gilt seitdem.
Zwangsarbeiter in Limmer
Im Oktober 1943 weist die Gestapo den
SPD-Politiker Dr. Kurt Schumacher nach seiner Entlassung aus dem
Konzentrationslager Dachau den Sichel-Werken in Hannover als
Buchhalter zu. Der von seiner zehnjährigen Haft in verschiedenen
deutschen Konzentrationslagen körperlich gezeichnete und schwer
kranke, politisch verfolgte Kurt Schumacher wird den Sichel-Werken
zugeteilt, da er nach Absprache zwischen der Deutschen Arbeitsfront,
die für den Arbeitseinsatz zuständig ist, und der Gestapo, die
ihn ständig kontrolliert, hier am besten »aufgehoben« sei.
Bis
zur Befreiung Hannovers arbeitet er bei den Sichel-Werken in Limmer.
Ein ehemaliger Kollege schildert seine erste Begegnung mit ihm: »Ich
erinnere mich, wie Schumacher morgens nach einem einstündigen Marsch
keuchend und nach Atem ringend in der Fabrik erschien. Ich war
derjenige, der Schumacher in diesem Zustand in seinem Büro empfing.
Ich eilte auf ihn zu, weil ich sah, dass er dem Zusammenbruch nahe
war, und geleitete ihn auf seinen Platz. Schumacher wurde mir deshalb
von unserer Direktion anvertraut, weil sie meine politische
Einstellung kannte, [...] er wurde [...] von 1943 bis Kriegsende in
meiner Abteilung beschäftigt, mit Ausnahme der Zeit, die er nach dem
Attentat auf Hitler im KZ Neuengamme verbringen musste.«
Auszug: Erinnerungstafel Zwangsarbeit
bei den Sichel-Werken
Schumachers Grab befindet sich auf dem Ricklinger Friedhof.
Die Landtagsabgeordnete Dr. Thela Wernstedt und der SPD-Ortsverein Linden-Limmer erinnern mit einer Veranstaltung an Dr. Kurt Schumacher am 20. August 2022 in der Galerie Falkenberg, Falkenstr. 21A von 16-18 Uhr. Eine Anmeldung unter thela.wernstedt@lt.niedersachsen.de oder 0511-3030-3067 oder info@spd-linden-limmer.de erleichtert die Planung.
Weitere Infos: Einladung zur Erinnerungsveranstaltung für Kurt Schumacher